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Zentralrat der Juden über Ruhrtriennale-Intendantin "Wir würden es begrüßen, wenn Frau Carp abgelöst würde"

Peter Sawicki:  Es kommt bestimmt nicht häufig vor, dass ein Kunstfestival von so scharfen politischen Debatten verfolgt wird, noch bevor es überhaupt losgegangen ist. Im Fall der Ruhrtriennale ist das jetzt so. Sie startet heute in Duisburg, und nicht mit dabei ist Ministerpräsident Armin Laschet. Er hat seinen Besuch abgesagt, weil, so die Begründung, die Intendantin Stefanie Carp ursprünglich eine israelkritische Band aus Schottland eingeladen hatte. Daran stören sich auch die jüdischen Verbände in Nordrhein-Westfalen. Und sie kritisieren außerdem, dass eine Podiumsdiskussion zum Thema " Freiheit der Künste" Mitte August zu unausgewogen besetzt ist. Über diese gesamte Thematik haben wir vor der Sendung mit Abraham Lehrer gesprochen. Er ist im Vorstand der Synagogengemeinde in Köln. Die erste Frage an ihn war, ob er Herrn Laschet dankbar ist.

Abraham Lehrer: Wir sind Herrn Ministerpräsidenten Laschet sehr dankbar, dass er diese Entscheidung, die er uns schon vor einiger Zeit angekündigt hat, auch tatsächlich umgesetzt hat und seine Präsenz auf der Ruhrtriennale auf null zurückgefahren hat. Es tut mir irgendwo leid um die Ruhrtriennale. Es tut mir nicht leid für die Intendantin, die das Ganze sich, glaube ich, selber eingebrockt hat. Bei einem ganz anderen Umgehen mit diesem Thema, glaube ich, wäre das alles nicht passiert, hätte man das alles viel schöner lösen können.

Sawicki: Lassen wir uns auf Frau Carp gleich hier zu sprechen kommen. War es aber trotzdem notwendig von Seiten des Ministerpräsidenten, den Auftakt des Festivals so zu politisieren?

Lehrer: Ich glaube ja, ich glaube, dass das der richtige Schritt ist, es ist ein ganz deutliches Signal. Die Landesregierung NRW unter seiner Führung sagt ganz klar, BDS-Organisationen werden von der Landesregierung nicht unterstützt, nicht geduldet. Und auch Einrichtungen oder Dinge, die unter der Regie fast der Landesregierung stehen, sollten sich an die Vorgaben der Landesregierung halten, auch wenn die Ruhrtriennale mit einem Partner organisiert wird, auch wenn die Ruhrtriennale eine Intendantin hat, die unabhängig von der Landesregierung agiert.

Sawicki: Ja, aber diese Unabhängigkeit wird doch damit infrage gestellt.

Lehrer: Natürlich wird sie damit infrage gestellt, aber ich sage noch einmal: Wenn die Intendantin sich das etwas anders überlegt hätte, etwas anders eingestielt hätte, hätte man viel Schaden von der Ruhrtriennale abwenden können. Es ist halt so: Wenn wir ein Unternehmen haben, wie heißt es so schön, derjenige, der bezahlt, der legt die Regeln im Normalfall auch fest, die Grundregeln, und wenn die Frau Carp sich an diese Grundregeln nicht halten mag, muss sie in Kauf nehmen, dass der Ministerpräsident, dass die Landesregierung so reagiert.

Sawicki: Lassen Sie uns das nochmal einordnen. Also es geht ja um eine schottische Band, die der BDS-Bewegung, die Sie gerade erwähnt haben, nahesteht. Übersetzt heißt das: Boykott, Desinvestition, Sanktionen - und richtet sich gegen die israelische Regierung, und dieser Bewegung steht die Band nahe. Trotzdem sagt auch Frau Carp, diese Band ist schon bei anderen Festivals aufgetreten, da hat sich niemand darüber aufgeregt. Und sie ist auch nicht damit aufgefallen, bislang antisemitische Texte zu veröffentlichen. Also wird da nicht auch mit zweierlei Maß gemessen?

Lehrer: Nein. Es geht darum, dass BDS mittlerweile in Deutschland eine Organisation ist, die von der Mehrheit der Öffentlichkeit der Gesellschaft abgelehnt wird. Und ich wiederhole nochmal: Ich glaube, es ist an Frau Carp selber, sich den Spiegel vor die Nase zu halten und zu sagen: Wenn ich als nordrhein-westfälische Kultureinrichtung mit so einem gestandenen Namen auf einmal einen Paradigmenwechsel, was BDS angeht, vornehme, dann muss ich damit rechnen, dass ich Gegenwind bekomme. Dann muss ich damit rechnen, dass es auch Kritik an ihrer Person gibt, dann muss ich auch damit rechnen, dass der Ministerpräsident Konsequenzen zieht.

Sawicki: Und was hätte Frau Carp dann konkret anders machen sollen?

Lehrer: Nachdem die Geschichte mit dem Einladen, Ausladen, Einladen erledigt war, jetzt nun auf Schabat, auf einem Samstag eine Podiumsdiskussion anzusetzen, wo die jüdische Gemeinschaft zum großen Teil, sofern sie ein bisschen traditionell oder religiös ausgerichtet ist, nicht teilnehmen kann, weil es halt der Schabat ist, weil Frau Carp eine Podiumsdiskussion in völliger Unausgewogenheit ansetztalso auf dem Podium von ihr vorgesehen sind Vertreter, BDS-Befürworter, die überhaupt keinen Hehl daraus machen, dass sie BDS unterstützen und dass sie, wie Sie selber mit Ihren Worten anfangs gesagt haben, BDS ist Kritik an der israelischen Regierung, das war es vielleicht anfangs mal, aber mittlerweile ist das eine Ablehnung auf breiter Front des Staates Israel, und es ist eine Ablehnung seiner Bewohner, und es trifft auch seine Bewohner. Und da kann die jüdische Gemeinschaft in NRW oder in ganz Deutschland, kann die nicht schweigen, und deswegen haben sie auch dazu aufgerufen, die Podiumsdiskussion quasi zu boykottieren.

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