Die Haus-Katze - geheimnisvoll und raubtierhaft. Einst ein Wildtier, das dem Menschen vor Jahrtausenden freiwillig gefolgt ist. Sie ist anpassungsfähig und sozial – aber das einzige Haustier, das sich seine Unabhängigkeit bewahrt hat. In der Jungsteinzeit – vor über 9.500 Jahren – entdeckt die Katze die Nähe des Menschen für sich.
Es sind die Getreidespeicher der Jungsteinzeitler, die die scheuen Beutejäger anlocken. Dort machen sich Mäuse und andere Nager an den Vorräten zu schaffen. Die Bauern merken schnell, dass Wildkatzen nützliche Schädlingsvertilger sind. Deshalb haben sie nichts dagegen, wenn die Katzen die Speicher als neues Jagdrevier erobern.
Die Falbkatze gilt als Urmutter aller Hauskatzen-Rassen. Das haben genetische Untersuchungen belegt. Im Lauf der Jahrtausende verbreitet sich die Hauskatze auf dem gesamten Erdball – und zwar an der Seite des Menschen. Sie folgt ihm überall hin.
Erste Funde haben Archäologen auf Zypern gemacht. Dort wurde ein jungsteinzeitliches Grab entdeckt. Es enthielt das Skelett eines Mannes und einer Falbkatze. Der Körper der Katze war genauso nach Westen ausgerichtet wie der des Mannes. Archäozoologen folgern daraus, dass Mensch und Katze schon in grauer Vorzeit eine enge Beziehung eingegangen sind.
Auch im Alten Ägypten ist die Katze als Schädlingsbekämpfer sehr beliebt. Denn in den Kornspeichern treiben lästige Nager ihr Unwesen. Der Falbkatze gelingt es spielend, die verheerende Mäuse- und Rattenplage landesweit entscheidend einzudämmen. Wer weiß, vielleicht wäre Ägypten ohne die Katze nie die Kornkammer Nordafrikas geworden.
Im Verhältnis zu ihrem Körpermaß hat die Katze die größten Augen aller Raubtiere. Die Augen sind besonders lichtempfindlich und können einen Bereich von etwa 220 Grad räumlich erfassen. Was die Katze nicht sieht, das hört sie. Zwanzig Muskeln drehen ihre Ohren in nahezu jede beliebige Richtung – und zwar unabhängig voneinander. Damit ist sie in der Lage, selbst kleinste Geräuschquellen zu orten. Nicht einmal in der Dunkelheit ist ein Nager vor ihrem schnellen Zugriff sicher.
Und sie kann sechs Mal besser riechen als der Mensch. Besonders beim Erschnüffeln von Pheromonen hat sie die Nase vorn. Pheromone sind körpereigene Duftstoffe, die Katzen über ihre zahlreichen Drüsen absondern – als Botschaft an ihre Artgenossen: Ich war hier!
Grandios ist auch ihr Tastvermögen: Die Schnurrhaare sind besonders empfindlich. Sie dienen als Antennen, um Tag wie Nacht Hindernisse oder enge Stellen auszuloten, oder um über feine Luftwirbel Beutetiere auszumachen.
Ganz Ägypten huldigt dem neuen Wundertier. Katzen, auch Großkatzen, nehmen in der Welt der Alten Ägypter eine Sonderstellung ein. Katzen werden wie Könige sogar mumifiziert. Die Israeliten, die lange im Pharaonenland ihr Dasein fristen, verdammen den Katzenkult. Ihnen ist die gesamte tierische Götterwelt unverständlich. Für sie gibt es nur einen Gott.
Im Islam sieht das ganz anders aus. Dort zählen Katzen zu den reinen Tieren und werden entsprechend verehrt. Der Prophet Mohammed soll sie sehr gemocht haben. Und Buddhisten glauben, dass wenn ihre Katze stirbt, sie bei Buddha für ihren Besitzer ein gutes Wort einlegt –